Der Stern, von dem wir leben – ein Einblick in die Geschichte des kostbarsten Schatzes unserer Erde und seine Bedeutung in der menschlichen Kultur
So paradox es klingen mag: Wenn wir von der Sonne reden, reden wir von dem größten Schatz, den die Erde besitzt. Der amerikanische Astronom John Harvey hat es mit wissenschaftlicher Schärfe formuliert: „Die Sonne ist das einzige astronomische Objekt, von dem die Menschheit auf Gedeih und Verderb abhängt.“ Da ist, rund 150 Millionen Kilometer von uns entfernt, eine atomare Gluthölle im All, die für uns zum Segen wird, die jeden Tag neues Leben spendet, unseren Planeten begrünt hat und uns in jedem Sinn des Wortes erleuchtet. Nichts wüssten wir über sie, hätte sie uns nicht mit dem Geist gesegnet, der auch sie zu erkennen vermag.
Die Sonne geht auf. Die Sonne geht uns, nach Jahrtausenden, jetzt erst richtig auf, in dem Sinne, dass wir sie endlich verstehen lernen, dass wir die ungeheuren Prozesse begreifen lernen, die sich in ihrem Inneren abspielen. Der Lichtblick des 21. Jahrhunderts, des dritten Jahrtausends, ist, dass wir von der Sonne lernen dürfen wie zu keiner Zeit vorher, dass wir sie, nach der Entschlüsselung ihrer wichtigsten Geheimnisse (der gewaltigen Kernschmelze in ihrem Innern) sie uns wirklich zur Verbündeten machen können, ja zum Bruder, dem frate sole im berühmten Sonnengesang des Franciscus von Assisi. Die Sonne bietet sich, wie nie zuvor, als menschenfreundlicher Stern an, ja, als unser Retter: zum Beispiel in der Nutzung ihrer Energie. Denn die Solartechnologie, die ja immer noch in den Anfängen steckt, ist nichts anderes als genial praktische Sonnenanbetung, Helios-Kult des technologischen Zeitalters, Dankbarkeitsritus einer Menschheit, die begriffen hat, dass sie sich mit der Sonne in einer unendlich winzigen Nische des Kosmos einzurichten hat, in einem Schlupfwinkel der Unwahrscheinlichkeiten. Endlich lernt auch der Mensch, was Einzeller, Mollusken, Bakterien, Pflanzen, was die Kreatur schon lange gelernt hat: Das Licht der Sonne zu nutzen, ihre Wärme zu speichern, ihre Strahlen in Energie umzuwandeln. Endlich sind wir auf der Höhe des kleinsten Grashalms angelangt. Wir können uns gratulieren.
Von Aristoteles bis zu den Astrophysikern: auf den Spuren der Sonnengeheimnisse
Der Weg zur Kenntnis und Erkenntnis der Sonnengeheimnisse ist lang und widerspruchsvoll gewesen, und er ist mit großen Namen gesäumt.
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