Die verschiedenen Wege, Übungen und Disziplinen des Yoga sollen dem Menschen helfen, seine ewige göttliche Natur, die nichts als reines Bewußtsein ist, und welche alle Dualität und Begierde übersteigt, zu verwirklichen. Alle anderen Arbeiten dienen lediglich als Vorbereitung. Dennoch hat die Menschheit vom Beginn der Geschichte an immer nach einem schnellen und leichten Weg zum Göttlichen gesucht, einem spirituellen Weg ohne Tränen oder Anstrengung, nach einem Weg frei von Fallen, den er ohne große Mühe oder Opfer, schnell zu Ende gehen kann
Heute, im Zeitalter von Geschwindigkeit, Wohlstand und unmittelbarem Zugang zu allen Arten von Informationen, hat sich die Suche nach einer Abkürzung zur Erleuchtung noch verstärkt und es gibt nicht wenige Menschen, die bereit sind, sie nur allzu leichtfertig zu versprechen. Wegen der Informationsrevolution haben wir leichten Zugang zu Lehren aller Art und sind in der Lage, schnell von einer zur anderen zu wechseln. So können wir in der einen Woche mit Zen Meditation anfangen, in der anderen vedisches Singen ausprobieren, in der darauffolgenden die Kabbalah studieren und Kontakt mit UFOs aufnehmen, oder mit Praktiken der amerikanischen Ureinwohner beginnen, und so weiter. Auf diese Weise nehmen wir, ohne je zu einem Ende zu gelangen, immer wieder von neuem stimulierende „spirituelle” Tätigkeiten auf. Im Bereich des New Age liegt das Hauptgewicht auf dem Erzeugen von Erfahrungen – von außersinnlichen Erscheinungen, die zu sofortiger Erleuchtung führen sollen – schnell und leicht (als ob dies möglich wäre). Die mit der Suche nach spirituellen Erfahrungen verbundene Erregung und Dramatik hält uns so gefangen, daß wir es geschickt umgehen, uns und unsere Fähigkeiten überhaupt richtig einzuschätzen. Wir fragen uns nicht danach, ob wir auch wirklich fähig sind, irgendeinen dieser Wege erfolgreich beschreiten zu können und damit vermeiden wir die Vorbereitung, die notwendig ist, eine höhere Kraft in uns aufnehmen zu können.
Aber echte Erfüllung ist ohne Vorbereitung nicht möglich. In den Veden finden wir hierzu einen aufschlußreichen Vergleich: bevor wir in der Lage sind, das göttliche Soma (den Nektar der Unsterblichkeit) zu trinken, müssen wir ein passend vorbereitetes Tongefäß besitzen. Es muß ein Gefäß sein, das diesen heißen und durchdringenden Nektar aufnehmen kann, ohne dabei zu zerspringen. Wird der Nektar hingegen in ein ungebranntes Tongefäß gegossen, wird dieses unweigerlich auseinanderbrechen und das Soma […]