Mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen, heißt, die Gegebenheiten des Lebens zu sehen und anzunehmen und sich nicht in Träumereien zu verirren. Auf eigenen Füßen zu stehen, heißt, für sich selbst zu sorgen und für sich die Verantwortung zu übernehmen. Standfest ist jemand, der auch in schwierigen Zeiten seine Aufgabe erfüllt und seinen Grundsätzen treu bleibt. Einen offenen und ehrlichen Menschen bezeichnet man als aufrecht. Für etwas geradestehen heißt, die Folgen auf sich zu nehmen
Unser Gehirn macht etwas mit dem, was wir sehen. Wir analysieren es, werten es aus, versehen es mit Eigenschaften. Selbst geometrische Formen haben für uns einen jeweils eigenen Charakter. Ein Kreis und ein Dreieck sind beide nur aus einer Linie gemacht und sind doch ganz verschieden in ihrem Ausdruck.
Wenn ich einen Menschen sehe, sehe ich viel mehr als nur sein Äußeres. Die Haltung eines anderen Menschen erzeugt bei mir einen Eindruck. Ich habe sofort eine Ahnung, ein Gefühl, was das für ein Mensch ist. Es mag nicht genau zutreffen, es mag von meinem eigenen Zustand beeinflusst sein, aber das, was ich sehe, ist nie nur die Form. Es ist immer auch Ausdruck.
Die oben aufgeführten sprachlichen Ausdrücke deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der körperlichen Haltung und der geistigen Einstellung eines Menschen. Das innere Wesen zeigt sich im Äußeren. Und das Innere kann nicht so bleiben, wie es ist, wenn das Äußere sich ändert.
Ein Mensch in niedergeschlagener Stimmung, der sich aufrichtet und mit offenen, klaren Augen geradeaus schaut, macht nicht nur einen anderen äußeren Eindruck. Sein Gemütszustand ist dadurch noch nicht unmittelbar geändert, aber seine neue äußere Haltung übt eine Wirkung darauf aus. Vielleicht ermöglicht ihm die Haltungsänderung, dem ins Auge zu schauen, was ihn bedrückt. Er kann es annehmen, anstatt sich davon niederdrücken zu lassen.
Auch jede Yogaübung (Asana) hat einen besonderen Charakter, einen Ausdruck. Das Gefühl, das ein Asana vermittelt, ist sicher nicht bei jedem das gleiche. Manche Asanas erwecken jedoch bei den meisten ähnliche Empfindungen. Der Handstand ist kraftvoll, herausfordernd, belebend. Eine Vorwärtsbeuge ist eher beruhigend, nach innen führend.
Den Ausdruck eines Asanas für sich zu erfassen oder sogar in Worten auszudrücken ist schwierig. Man kann das Wesen eines Asanas wahrnehmen, aber kaum darüber […]