Die bekannte Yogalehrerin Ana Forrest fand in Yoga einen Selbstheilungsweg, der ihr half, einschneidende seelische Erfahrungen und immense körperliche Leiden zu verarbeiten. In YOGA AKTUELL spricht die weltweit unterrichtende Amerikanerin über ihren ungewöhnlichen Weg zum Yoga, eine leidenschaftliche, wache, befreiende Praxis und darüber, warum Yoga in gewisser Hinsicht wie Zähneputzen ist
YOGA AKTUELL: Was hat Sie dazu gebracht, eine Yogini zu werden?
Ana Forrest: Als ich vierzehn war, sagte ein Mädchen aus der Schule zu mir: “Ich hab’ etwas, was du nicht kannst.“ Ich sah sie an – sie war keine Freundin von mir, ein bisschen klein, übergewichtig und irgendwie „soft“. Ich zündete mir eine Zigarette an, setzte meine „Ich bin cool“-Attitüde auf und entgegnete: „Das ist unmöglich“.
Sie hatte den Handschuh geworfen und ich war gezwungen, die Herausforderung anzunehmen. Also fand ich mich in einer Yogaklasse wieder und konnte gar nicht glauben, was ich da sah. Während ich selbst nichtmals in einer Vorwärtsbeuge meine Knie berühren konnte, schafften es all diese „alten“ Leute dort, in der Vorwärtsbeuge ihre Zehen zu erreichen oder im Bogen ihre Knöchel zu umfassen. Sie waren viel flexibler als ich und ich war so steif. Das versetzte mich in Erstaunen… und war meine Einführung in den Yoga. Dies war ein Alter, in dem mir Missbrauch widerfahren war und in dem ich selbst mit mir Missbrauch trieb. Ich war voll von Wut, Drogen, Rauchen und Schuleschwänzen und hatte eine krasse Einstellung. Ich ging dann weiter zu dem Yogakurs. Warum, das wusste ich nicht genau. Vielleicht war es die Herausforderung, vielleicht Neugier. Ich fühlte etwas Unbegreifliches, Schmackhaftes, Zwingendes. Die Wahrheit ist, dass diese Erfahrung eine magische Intervention war. Die Magie hat dieses Mädchen als Führerin benutzt, um mich in die Yogaklasse zu leiten. Es kam in mein Leben und verschwand wieder. Dies stellte in meinem Leben einen Wendepunkt dar. Es berief mich ab vom Weg in den Selbstmord und drückte mich langsam in die Richtung, in die ich gehen musste.
Wie lange unterrichten Sie schon?
Ich begann damit noch in demselben Jahr, also 1973. Mit dem Unterrichten an sich hatte ich jedoch schon viel früher angefangen: Bereits mit acht Jahren gab ich Reit-Unterricht. Ich war eine geborene Lehrerin. Sobald ich etwas Lohnenswertes habe, […]