Ein Gespräch mit dem Advaita-Lehrer OM C. Parkin über die Liebe
Iris Rohmann: Was ist Liebe?
OM C. Parkin: Liebe ist nur ein anderes Wort für Gott. Liebe ist auch göttliches Wirken, das göttliche Werk. Die Art, wie sich das Göttliche in allem widerspiegelt. Es ist das Innerste jedes Menschen, das Innerste jeder Manifestation. Ohne Anstrengung kosten wir immer wieder von der Liebe. Wir berühren sie in unserem Herzen, in einem wolkenlosen Himmel, in den Augen eines Menschen oder beim Zähneputzen. Sie führt uns tiefer in das, was nicht vergeht, denn das ist es, was unser Wesen ausmacht: das Unvergängliche.
IR: Siehst Du einen Konflikt zwischen der Suche nach der göttlichen Liebe, die unvergänglich ist, und der Vergänglichkeit menschlicher Liebe?
OP: Es gibt keinen Widerspruch zwischen der Suche nach der göttlichen Liebe und der Manifestation menschlicher Liebe. Liebe offenbart sich immer wieder auch in der begrenzten, persönlichen Welt. Aber Liebe, die ihre Erfüllung im Außen sucht, ist eine bedingte, abhängige Liebe, eine falsche Liebe. Sie nährt die Seele nicht wirklich, obwohl es immer wieder so erscheint. Jeder kennt den Wunsch geliebt zu werden. Er verspricht uns all das, wonach wir uns sehnen. Wenn wir verliebt sind, fühlen wir alles in Liebe. Jeder Mensch hat solche Momente von Erfüllung und Heilung erlebt. Wir fühlen uns dann in den siebten Himmel entrückt, und scheinbar ist kein Leiden mehr da.
IR: Ist es das, was Menschen in Beziehungen suchen – das Ende des Leidens?
OP: Ja. Doch dann wachen wir eines Morgens auf und sind ernüchtert. Hinauskatapultiert aus dem siebten Himmel. Das ist – nüchtern betrachtet – ein positiver Zustand, weil wir wieder mit beiden Beinen auf der Erde stehen. Darauf folgt aber das Unverständnis darüber, wie es dazu kommen konnte, dass die Liebe sich scheinbar wieder in Nichts aufgelöst hat.
Es scheint, dass die Liebe selbst ein mangelhaftes Gut ist, ein seltenes Gut, das wir gewinnen und wieder verlieren könnten. Wir sind enttäuscht. Viele Menschen durchleben immer wieder den siebten Himmel und die Enttäuschung, den Rausch und die Ernüchterung. Es ist wie eine Art innere Drogensucht, die uns nach dem nächsten Zustand des Verliebtseins Ausschau halten lässt.
IR: Was […]