… und der Normalität: Über das Diktat des „mehr“ und darüber, wie der Atem unsere Definition von „normal“ spiegelt.
Da sind wir noch im Frühling des Jahres, und schon erscheint, vor lauter und leiser Maßnahmen, das Vergangene lange her. Und länger noch das Zuvor: damals im b.c. (before covid), Erinnerungen an eine Zeit vor über dreihundertfünfundsechzig
Tagen – früher!
Seitdem haben viele mit der Epidemie und ihren Folgen vollauf zu tun. So blieben wir denn zu Hause und gingen mit unseren Einschränkungen und der neuen Situation entsprechend um. Wir waren sowohl herausgefordert als auch anpassungsfähig, sowohl bedacht als auch blauäugig.
Bei all den Statistiken, Prognosen und der allgemeinen viralen Unsicherheit hätte man denken können, nun sei die Zeit des Atems gekommen: seiner Ermächtigung durch Reduzierung und Normalisierung. Denn wenn ich meinen Atem normalisiere, reduziere ich ja auch seine aerosole Sprühkraft und Weite und schütze mich und andere! Aerosol, ein Wort, das auf einmal in aller Munde war und mit dem niemand in Berührung kommen will. Leider kaum ein Wort zum Atem, seinem Verhalten und seiner Funktion. Langfristige Erziehung zum richtigen Atmen durch Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsentwicklung würde solche Nebenwirkungen ja erst gar nicht in diesem Maße aufkommen lassen – sie quasi im Keim ersticken.
Häufiger wurde mir die Frage gestellt, ob der Mund-Nasen-Schutz, abgesehen vom subjektiven Empfinden, wirklich schädlich oder hinderlich für den Atem an sich sei. Eine interessante Frage mit einer klaren Antwort: ja und nein!
Auf die Erörterung dieser Frage habe ich mich gefreut, denn sie spiegelt, wie es nun mal nur der Atem kann, unseren Umgang mit der Normalität wider. Zunächst mal zum eigenen Empfinden, das zwar nicht objektiv, aber ausschlaggebend ist. Kann ich mich gut riechen? Egal ob ich das sinnlich oder sinngemäß auffasse – wer hiermit ein Problem hat, dem wird die Maske nicht guttun. Empfinde ich die Maske als etwas Hässliches, mich Verzerrendes und wirklich Störendes? Dann sagt das zwar so manches über mein körperverhaftetes Selbstbildnis aus, aber sie wird mir nicht guttun! Natürlich ist es unschön, vielleicht auch unhygienisch, das Maskenmaterial ständig im Gesicht zu haben, aber das relativiert sich meist schnell, wenn wir die künstlichen Materialien unserer restlichen Kleidung näher betrachten, die wir am Körper tragen.
Und spätestens […]