Der Trend geht zu Kosmetika ohne belastende Parabene, Silikone und Paraffine
Dass die Verbraucher stärkeren Einfluss auf den Markt haben, als manchen klar ist, hat sich in letzter Zeit am Beispiel der Kosmetikindustrie in positiver Weise gezeigt. Nicht nur das Bewusstsein für ethisch vertretbare Kosmetika, für die keine Tierversuche gemacht wurden, scheint glücklicherweise gewachsen zu sein, auch die Skepsis gegenüber bestimmten Inhaltsstoffen nahm in den letzten Jahren zu. Dies führte dazu, dass immer mehr Konsumenten zu Naturkosmetika und Bio-Labels griffen und sich die Hersteller „herkömmlicher“ Produkte durch diesen Trend gezwungen sahen, mit einer Umstellung ihrer Rezepturen zu reagieren, um weitere Umsatzeinbußen zu verhindern. Inzwischen wird immer öfter auf Zusatzstoffe verzichtet, die trotz gewisser Nachteile noch vor wenigen Jahren Gang und Gäbe waren. Dennoch ist nach wie vor ein aufmerksames Lesen der Angaben zur Zusammensetzung eines Produktes sinnvoll, wenn man außerhalb des Naturkosmetik-Sektors sichergehen möchte, kein Pflegemittel mit fragwürdigen Inhaltsstoffen zu erstehen.
Welche Stoffe waren in Verruf geraten und warum? Welche Alternativen gibt es und inwieweit werden diese schon eingesetzt? Dieser Beitrag gibt Informationen zu wichtigen Beispielen.
Parabene
Auch wer sich nicht unbedingt eingehend mit der Formel seiner Deos oder Cremes auseinandersetzt, hat von Parabenen vielleicht schon gehört. Im Jahr 2004 sorgte eine britische Studie für Aufsehen, die Parabene unter den Verdacht stellte, krebserregend zu sein. Der damals geäußerte Verdacht wurde in späteren Untersuchungen zwar nicht erhärtet und die Deutsche Krebsgesellschaft gab im April 2009 ein Statement ab, demzufolge parabenhaltige Kosmetik höchstwahrscheinlich unbedenklich ist, jedoch wurden neuerdings andere, wenn auch weniger dramatische negative Effekte von Parabenen belegt: An der Universität Kyoto fand man heraus, dass eine bestimmte Paraben-Art, das Methylparaben, in Verbindung mit Sonnenlicht die Faltenbildung fördert. Gerade dies aber ist gemessen am Verwendungszweck von Cremes ausgesprochen kontraproduktiv. Der Grund, aus dem Parabene trotzdem ein so verbreiteter Kosmetikinhaltsstoff sind, ist in ihren keimabtötenden, konservierenden Eigenschaften zu suchen. Eine Möglichkeit, auch ohne Parabene längere Haltbarkeit zu erzielen, ist die Darreichung in Tuben oder luftdichten Flaschen. Manche Kosmetikproduzenten greifen auch zu den Konservierungsstoffen Phenoxyethanol oder Sorbinsäure, um Parabene zu ersetzen. Für diese Stoffe liegen keine Hinweise auf faltenfördernde Wirkungen vor. Hinzukommt, dass ca. 2% der Bevölkerung allergisch gegen Parabene sind. Damit ist diese Stoffgruppe zwar kein hochrangiges Allergen, der Ersatzstoff Phenoxyethanol schneidet jedoch besser ab. Bei Sorbinsäure fällt die Rate allergischer Reaktionen ähnlich wie bei den Parabenen aus.
Silikone
Silikone (Dimethicone u.a. Stoffe mit der Endung „-cone“) finden nicht nur Verwendung als Implantate, sondern spielen auch in der Kosmetikindustrie eine Rolle. Sie haben Eigenschaften, die sie für die Verwendung in Shampoos, Cremes oder Wimperntuschen prädestinieren: Sie sind geschmeidig und bilden einen glänzenden, nicht fettenden Film auf Haut oder Haaren, wobei sie Falten aufpolstern bzw. dem Haar Substanz verleihen. Was zunächst so positiv klingt, hat aber auch seine Nachteile: Der Silikonfilm schützt zwar vor Feuchtigkeitsverlust, erlaubt der Haut aber weder Schweiß noch Talg abzusondern, so dass sie darunter aufquellen kann. Die durch Silikon verstopften Poren begünstigen die Entstehung von Pickeln und Akne. In Shampoos kann Silikon bei einer ungünstigen Formula beschwerend wirken. Als Alternativen bieten sich je nach Art des Pflegeprodukts verschiedene Substanzen an. Bei Shampoos werden z.B. Kakaobutter oder Moleküle aus Pflanzenfasern anstelle von Silikon eingesetzt. In Cremes hat sich seit einiger Zeit eine Verbindung aus Alkohol und Traubenkern-Fettsäuren bewährt, die den Part des Silikons übernimmt. Diese bildet ebenfalls einen geschmeidigen Film, der jedoch perforiert ist und somit den Vorteil hat, dass die Haut in ihren Stoffwechselprozessen nicht behindert wird.
Paraffin
Erdöl ist zwar ein kostbares Gut – aber mal ehrlich, möchten Sie es im Gesicht haben? Fakt ist jedoch, dass Erdöl in Pflegeprodukten keine Seltenheit ist. In Form von Paraffin, einem aus Erdöl gewonnenen Fett, ist es Bestandteil vieler Cremes und Lippenpflegestifte. Paraffin ist ein kostengünstiger Inhaltsstoff, weshalb es bislang von vielen Herstellern gern verwendet wurde. Immer mehr Verbraucher haben jedoch mit den negativen Eigenschaften dieser Substanz Bekanntschaft gemacht – unter einer dicken Paraffinschicht kann die Haut kaum atmen, neigt zu Faltenbildung und fühlt sich nach einer Weile erst recht müde und abgespannt an. Während oft davon die Rede ist, dass keine Erdölpartikel durch die Haut in den Organismus gelangen können, schreibt Öko-Test, dass sich Mineralöl sehr wohl in Leber, Niere und Lymphknoten anreichern kann, und rät von Produkten mit mehr als 10% Erdölanteil deutlich ab. Besonders frappierend: Die meisten Baby-Öle außerhalb des Naturkosmetik-Sektors sind Erdöle!
Formaldehyde und Dioxane
Während die drei oben beschriebenen Inhaltsstoffe zwar nicht wünschenswert, zumindest aber nicht erwiesenermaßen gesundheitsschädlich sind, finden sich in Pflegeprodukten darüber hinaus auch Substanzen, bei denen es sich eindeutig um Schadstoffe handelt: Viele Produkte, sogar solche für die Pflege von Babys, sind mit Formaldehyd oder Dioxan kontaminiert. Studien der amerikanischen Verbraucherschutzorganisation „Campaign for Safe Cosmetics“ ergaben im Test von 48 Baby-Pflegeprodukten, dass 32 davon 1,4-Dioxane enthielten. 28 Produkte wurden ferner auf Formaldehyd untersucht, mit dem 17 davon auch tatsächlich belastet waren.
Formaldehyd reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute, kann Allergien und Kopfschmerzen auslösen und ist wie ein Katalysator für die Hautalterung. Vor allem aber steht dieser Stoff unter dem dringenden Verdacht, krebserregend zu sein, und wurde 2004 von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO dementsprechend als kanzerogen eingestuft. Kosmetika dürfen gemäß einer 1990 in Kraft getretenen (also den neueren Erkenntnissen nicht gerecht werdenden) Verordnung bis zu 0,2 Prozent Formaldehyd enthalten; ein Gehalt von über 0,05 Prozent an freiem Formaldehyd muss mit dem Hinweis „enthält Formaldehyd“ ausgewiesen sein. Gezielt wird Formaldehyd vor allem außerhalb der Kosmetikindustrie eingesetzt, beispielsweise in Desinfektionsmitteln, Farben, Lacken und Bauprodukten. Im Kosmetikbereich gilt es hauptsächlich in Nagelhärtern als probater Bestandteil. In anderen Kosmetika sind aber oft Formaldehydfreisetzer zu finden, so dass auch sie Formaldehyde aufweisen können. Substanzen, die Formaldehyd abspalten können, sind z.B. Benzylhemiformal, Diazolidinyl Urea oder Sodium Hydrxymethylglycinate.
Dioxan wirkt in höheren Konzentrationen depressiv auf das Zentralnervensystem und kann Nieren- und Leberschäden hervorrufen. Bei der Produktion von Tensiden, insbesondere von Fettalkoholsulfaten, fällt es als unerwünschtes Nebenprodukt an. In der Kosmetikverordnung steht es auf der Liste der verbotenen Substanzen und im Vergleich zu früheren Jahren ist sein Vorkommen durch veränderte Herstellungsverfahren bereits gesenkt worden. Dennoch ist bei Produkten mit den genannten Tensiden (z.B. Shampoos) immer noch mit Dioxanrückständen zu rechnen.
Obwohl viele Hersteller von Pflegeprodukten bereits dem Verbraucher-Interesse an verträglicheren Inhaltsstoffen entgegenkommen, lohnt sich ein prüfender Blick immer noch. Oft wird auf der Packung, manchmal sogar im Namen des Produkts, ein natürlicher Inhaltsstoff angepriesen, der jedoch nur in winziger Menge enthalten ist. So können auch Produkte „mit Aloe Vera“, „mit Jojobaöl“ etc. in erster Linie Mineralöle und synthetische Stoffe enthalten. Die tatsächlichen Anteile der verschiedenen Substanzen werden durch die Reihenfolge ihrer Nennung in der Inhaltsstoffliste widergespiegelt.
Wer ohne Studium von Verpackungsangaben sichergehen möchte, ein natürliches Produkt zu kaufen, ist mit Naturkosmetik gut beraten. Hier sorgen die Mindestanforderungen dafür, dass weder Formaldehydabspalter noch Fette auf Mineralölbasis enthalten sind. Auch synthetische Konservierungsstoffe, Farben und Düfte dürfen in Naturkosmetik nicht vorkommen.
Kosmetik ohne Synthetik – einige GEHEIMTIPPS:
Tagescreme von Naturelle d’Orient
Tagescreme von Naturelle d’Orient
Arganöl wird seit einigen Jahren auch bei uns mehr und mehr als junghaltendes Pflegemittel entdeckt. Das in Marokko traditionell für die Schönheitspflege verwendete Öl ist Hauptbestandteil der Produkte von Naturelle d’Orient, so auch in dieser feuchtigkeitsspendenden Tagescreme, in der es mit Olivenöl, Macadamiaöl und Karitébutter kombiniert ist. Das verwendete Arganöl stammt aus biologischem Anbau aus der marokkanischen Region Essaouira und wird durch Kaltpressung aus den Mandeln der Arganfrucht gewonnen.
Baden mit Bomb Organic
Die Bade-Essenzen von Bomb Organic machen das Baden zu einem wirklich luxuriösen Erlebnis: Die Produkte auf der Basis von Castileseife aus reinstem Olivenöl pflegen und verwöhnen mit natürlichen Inhaltsstoffen, z.B. mit Rosenholzöl, Magnolienöl und Amyris (Sorte Rosenholz & Magnolia), Zypressenöl, Verbenenöl und Salbeiöl (Zypresse & Verbene) oder anderen feinsten Zutaten. Wer statt einer Essenz auf Seifenbasis eher ein Badeöl bevorzugt, kommt ebenfalls auf seine Kosten: Die reichhaltigen Bomb-Organic-Badeöle umschmeicheln basierend auf Sonnenblumenöl und verfeinert mit durchblutungsförderndem Thyminanöl, beruhigendem Lavendelöl oder betörendem Ylang-Ylang-Duft die Haut. Auf Konservierungsstoffe, künstliche Farbstoffe und Aromen wurde bei der Bomb-Organic-Serie komplett verzichtet.
Duschgel von Laino
Die Duschgel-Serie von Laino ist zwar farbenfroh, aber frei von künstlichen Farbstoffen. Fruchtige Sorten wie „Traube“ oder „Feige-Apfel“ stehen ebenso zur Auswahl wie z.B. „Ingwer“ oder „Grüner Tee“. Die relativ preisgünstigen Duschgele sind mit Aloe Vera angereichert und sorgen für eine sanfte, aber gründliche Reinigung der Haut.
Lippenpflege von Lilas Blanc
Die französische Bio-Marke Lilas Blanc ist in Deutschland noch ein echter Geheimtipp. Unter anderem hat dieser Hersteller ein sehr empfehlenswertes Produkt für die Lippen auf den Markt gebracht: „Sourire Eclat Jeunesse“ pflegt die Lippen, ohne sie von den Pflegestoffen abhängig zu machen, und kann gleichzeitig auf die Konturen um die Lippen herum aufgetragen werden, um Faltenbildung zu vermeiden. Bestandteile der Rezeptur sind u.a. Himbeerkernöl und Sheabutter.
„Elixir à la Racine de Maca“ von Pure Altitude
Das Label Pure Altitude bezieht seine Wirkstoffe aus luftigen Höhen: Markenzeichen der Produkte ist Edelweiß aus den Alpen und auch ansonsten ist „edel“ bei Pure Altitude Programm – weitere Gebirgspflanzen, hochwirksame Wurzelmazerate und andere erlesene Pflegesubstanzen machen die Rezepturen der Insider-Marke aus. Zusatzstoffe wie Parabene oder Silikon kommen bei Pure Altitude hingegen nicht in die Tube; stattdessen wird auf Ecocert geprüfte ökologische und biologische Produkte gesetzt. Das hier vorgestellte Elixir ist eine regenerierende Kur für beanspruchte Haut, die abends vor dem Schlafengehen auf das gereinigte Gesicht aufgetragen wird und tagsüber mit der Tagescreme vermischt werden kann.
Körperöl “Magic Spirit Gold” von Just Pure
Der Hersteller Just Pure hat das Wissen um die Natur zur Grundlage seiner Produktentwicklung gemacht. So werden beispielsweise bei der Herstellung die Mondphasen berücksichtigt und die natürlichen Rohstoffe, aus denen Just-Pure-Produkte zu 100% bestehen, werden sorgsam aufgrund ihrer spezifischen pflegenden Wirkungen ausgewählt. Das Körperöl „Magic Spirit Gold“ ist eine Besonderheit im Sortiment – mit 25karätigem Blattgold zaubert es nicht nur einen magischen Schimmer auf die Haut, sondern glättet und kühlt diese auch und versorgt sie nachhaltig mit Feuchtigkeit. Hier wird übrigens an eine Tradition aus der Antike angeknüpft, denn schon damals wurden Goldpartikel für die Hautpflege verwendet.
Infos: www.justpure.de (Just Pure), www.kultkosmetik.de (Pure Altitude, Lilas Blac, Bomb Organic), www.autrepart.de