Wir leben heute in einer herausfordernden Zeit, in der westliche und östliche Betrachtungsweisen sich vermehrt begegnen. Gerade in den Bereichen Spiritualität, Philosophie und Heilwissenschaften wird dies deutlich. Erstaunlicherweise können wir auch Gemeinsames finden in diesen scheinbar gegensätzlichen Welten. Es geht bei beiden um eine Erweiterung des Bewusstseins, dies jedoch in verschiedenster Weise. In der Pflanzenheilkunde ergänzen, korrigieren und bestätigen sich westlich analytische und östlich energetische Grundauffassungen gegenseitig
Die westlich orientierte Pflanzenheilkunde tendiert dazu, sich in linear-therapeutischen Betrachtungsweisen aufzusplittern, und verliert dadurch oft an therapeutischem Wert im ganzheitlichen Sinne (wobei dies nicht als eine Generalisierung gemeint ist). Das Wissen um die genauen Wirkungsmechanismen einer bestimmten Pflanze z.B. hat Vorrang.
Der indische Ayurveda hingegen macht von einer frei fließend energetisch-elementar orientierten Betrachtungsweise verschiedener Wirkungsdynamiken in Heilpflanzen Gebrauch. Es ist hier jedoch zu bemerken, dass energetische Betrachtungsweisen durchaus von rationalen Betrachtungsweisen (ein positiver Ansatz in der westlich orientierten Heilkunde) profitieren.
Der westliche Heilpflanzenkundeansatz ist in erster Linie auf die Therapie der Krankheit ausgerichtet und nicht auf die Lehre des energetisch-körperlichen umfassenden Krankheitsbildes, wie dies im Ayurveda zu finden ist. Die westliche Pflanzenheilkunde betont die Nutzung von spezifischen pflanzlichen Inhaltsstoffen, was sich besonders in der heutigen Standardisierung von Fertigpräparaten zeigt. Leider wird dadurch die Pflanze in ihrer Ganzheitlichkeit übersehen, statt dessen wird sie auf pharmazeutisch nutzbare Inhaltsstoffe reduziert.
Die ayurvedische Pflanzenbetrachtung
Eine ayurvedische Pflanzenbetrachtung konzentriert sich stärker auf universale, in der Natur vorhandene Prinzipien und kommt in diesem Sinne einer ganzheitlichen Heilkunde näher. Hier geht es um eine systemische Behandlung – die Grundthematik des Menschen betreffend (siehe dazu eine Beschreibung des Tri-Dosha-Systems im nachfolgenden Text). Eine energetische Einteilung von Pflanzen nach ihren Kräften und Qualitäten basiert im wesentlichen auf dem Verstehen von Naturgesetzen sowie auf einer bewussten und sensiblen Wahrnehmung unserer selbst und unserer Umwelt.
Beim westlichen Ansatz fällt auf, dass dieser stark von regionalen und kulturellen Perspektiven und Zeitepochen geprägt ist: So wird zum Beispiel Beinwell erst seit kurzer Zeit als giftig für die Leber betrachtet, und man vergisst plötzlich den jahrhundertelangen erfolgreichen Gebrauch dieser Pflanze.
Ayurveda strebt nach einer ganzheitlichen Lebens- und Heilkunst (Ayus = Leben und Veda = Wissenschaft). So wird auch das Umfeld des Menschen in die Betrachtungsweise einzelner Disharmonien mit einbezogen. Ayurveda hat sich seit mehr als 5000 […]