Zeigt Yoga schon bei Anfängern Wirkung? Wie verändern sich Körper und Geist durch die yogische Praxis? Autorin Nadia Saadi wagte den Selbstversuch
„Lasst eure Gedanken an die Arbeit vor der Tür“, sagt die Kursleiterin. Oh ja bitte, bleibt draußen, denke ich. Es ist meine erste Yogastunde, seit ich vor einem Jahr einen schwachen Versuch wagte. Dieses Mal will ich es richtig angehen, mit Disziplin und Konsequenz einsteigen, Yoga ernst nehmen und in meinen Tagesablauf integrieren. Vielleicht ist es der ideale Zeitpunkt für diesen Start. Die letzten Monate waren anstrengend für mich. Berufliche Entscheidungen, private Konsequenzen. Soll ich diesen Weg gehen oder lieber jenen? Meine Gedanken kreisen seit Wochen ohne Unterlass. Vielleicht kann Yoga mir helfen, mich auch mental zu entspannen?
Wir starten mit einer sanften Variante vom Sonnengruß. Von der „Kobra“ geht es zurück in den „Herabschauenden Hund“. Mir tun schnell die Handgelenke weh, und meine Beine zittern vor Anstrengung. Ich schiele zu meiner Nachbarin, die die Positionen mühelos meistert. „Wem es zuviel wird, der darf sich zwischendurch in die Stellung des Schlafenden Kindes begeben“, sagt die Yogalehrerin. Ich flüchte mich in die vorgeschlagene Ruheposition und ärgere mich gleichzeitig, weil ich pausieren muss. Kein guter Start. Bei den nachfolgenden Übungen klappt es besser. „Dreieck“, „Krieger“, „Schwan“. Schließlich die Kerze. Beine hinter den Kopf in den Pflug und dann den Rücken Wirbel für Wirbel in die Höhe strecken. Diese Übung machte mir immer ein wenig Angst. Vorsichtig gehe ich vom Gesäß aus in die Luft, strecke die Beine langsam höher und höher. Siehe da, es gelingt. Die Leiterin lobt meinen ansehnlichen Schulterstand, und ich fühle mich für den laienhaften Einstieg entschädigt. Aber spielen Leistung und der Vergleich mit anderen überhaupt eine Rolle beim Yoga?
Die Meditationsrunde am Ende beginnt. Der Übungsraum ist klein. Matte an Matte liegen wir nebeneinander, heute nur Frauen. Ich genieße die menschliche Nähe, fühle mich auf seltsame Weise beschützt. Die Lehrerin drückt meine Schultern sanft nach unten. Es ist gar nicht so einfach, wirklich gerade zu liegen, fällt mir auf. Nach der Stunde fühle ich mich belohnt, erlöst und gestärkt zugleich. Die Gedanken sind nicht mehr ganz so fordernd. Seid bloß ruhig, befehle ich. Genug gedacht.
Am nächsten Morgen brummt mir der Kopf. Zu viel […]