Erleuchtungsweg oder Realitätsflucht: Kann Meditation beides sein? Kritische Fragen und ehrliche Antworten
Die Ursprünge der Meditationen reichen ca. 5000 Jahre zurück. Damals gab es nur einige einfache Formen der Innenschau, in der Zwischenzeit aber gibt es zahlreiche Variationen davon: Meditationen in Ruhe und in Bewegung, Meditationen, die einige Minuten dauern, und andere, die sich über Stunden hinwegziehen. Meditationen vedischer, buddhistischer, muslimischer, jüdischer oder christlicher Prägung. Meditationen, die den Sehsinn, den Hörsinn oder den Tastsinn fordern. Meditationen, die das Bewusstsein entleeren und solche, die das Bewusstsein fokussieren. Geführte Meditationen, nicht geführte Meditationen, anerkannte Meditationen und verrufene Meditationen.
Geprägt werden die meisten Bilder von Meditationen von einem in sich ruhenden Buddha, oder von meditierenden Zenmönchen oder Yogis, die einen Zustand tiefer Versenkung erahnen lassen. Solche Motive weisen auf das Endziel der Meditation hin, nämlich die vollkommene Erleuchtung. Von vielen spirituell Suchenden, die sich von diesen Bildern zur Meditation inspirieren lassen, wird dabei aber oftmals der lange Weg dorthin übersehen, der darin besteht, jede einzelne Selbsterkenntnis, die man während der Meditation gewonnen hat, in das eigene Leben, den eigenen Alltag mit all seinen Anforderungen zu integrieren. Das bedeutet, dass es letztendlich gar nicht so sehr darum geht, wie viele Jahre ein Mensch meditiert hat und wie tief die spirituellen Erfahrungen sind, die er während der Meditation macht, sondern ob und wie es ihm gelingt, diese für die Welt sichtbar in das Leben zu integrieren.
Kritische Fragen – ehrliche Antworten
Da viele Menschen die Meditation missverstehen und sie oft unbewusst als ein Mittel zur Flucht vor dem eigenen Leben und der eigenen Verantwortung benutzen, wurden drei Experten zum Thema „Meditation – Mittel zur Erleuchtung oder Flucht vor der Realität“ befragt: aus dem Buddhismus Dr. Arndt Büssing und aus dem Yoga Herbert Mukunda Wolter und R. Sriram. Es sind Meditationslehrer, die Schüler auf ihrem spirituellen Weg begleiten und die Hürden, Fallstricke und Hindernisse auf dem spirituellen Weg kennen.
Frage: Worin liegt Ihrer Meinung nach das größte Missverständnis spirituell Suchender in Bezug auf Meditation?
Arndt Büssing: „Das größte Missverständnis liegt meines Erachtens darin, dass Meditation – ähnlich wie das Gebet – funktionalisiert wird. ICH WILL. Und dann folgt die enttäuschte Abwendung, weil der ICH WILL-Geist seinen Willen nicht bekommen hat. Meditation sollte zu einer […]