Liegt es allein bei uns selbst, ob wir gesund oder krank, arm oder reich, glücklich oder unglücklich sind? Und können wir durch Wünsche und positives Denken altes Karma einfach abbestellen?Als mein Lebensgefährte Masahiro die Diagnose „Lungenkrebs mit einer maximalen Überlebensdauer von sechs Monaten“ erhielt, bekam er von unseren Freunden zahlreiche Ratschläge, dem Schicksal entgegenzutreten: Kristalle, Kräutermischungen, Adressen von Geistheilern usw. Eine unserer Freundinnen erwies sich mit ihren Empfehlungen als besonders hartnäckig und fühlte sich immer wieder bemüßigt, Masahiro zu vermitteln, dass er alleine es in der Hand hätte, ob er noch weiterleben würde. „Schließlich“, so meinte sie, „seien wir genetisch so ausgestattet, dass wir 600 Jahre alt werden könnten.“ Als Masahiro, ein rational denkender Mensch, diesen Kommentar hörte, schüttelte er verständnislos den Kopf und tat es hinterher als esoterisches Hirngespinst ab. Trotzdem blieb natürlich die Frage im Raum, wie viel er selbst dazu beitragen könne, diesen so aggressiven Tumor zu überleben. Er tat in meinen Augen sein Möglichstes. Und trotzdem starb er vier Monate später.
Dieses Erlebnis ist 20 Jahre her. Die betreffende Freundin ist übrigens vor fünf Jahren an Brustkrebs gestorben. Als ich sie zwei Monate vor ihrem Tod noch einmal traf, merkte ich, wie sehr sie mit sich kämpfte. Sie war immer noch auf der Suche nach „inneren Boykotteuren“ oder jenen Anteilen, die – in ihren Worten – nicht zulassen wollten, dass sie wieder gesund, glücklich und dass sie alt würde. Dieses letzte Treffen mit ihr stimmte mich sehr traurig. Ich stellte mir vor, dass sie – wenn sich nicht von der Vorstellung befreit hat, dass sie selbst ihr Leben und ihr Sterben bestimmt – mit dem Gefühl gestorben sein muss, versagt zu haben. Dabei hatte sie in meinen Augen in ihrem Leben so viel geleistet und reflektiert und war oft über sich selbst hinaus gewachsen.
Die Gedanken als unmittelbare Schöpfer unserer Realität?
Diese Freundin war aber nicht die Einzige, die den Glauben vertritt, dass unsere Gedanken es sind, die unser Leben formen. Der Dalai Lama hat einen bekannten Satz geprägt: „Mit unseren Gedanken erschaffen wir unsere Wirklichkeit.“ Ob er ihn so kausal und so kurzfristig gemeint hat, wage ich zu bezweifeln. Dies ist meines Erachtens eher bei jenen Menschen der Fall, die davon ausgehen, dass wir unser […]