Mit vereinten Kräften heilen: Im Zusammenspiel miteinander entfalten Yoga und Ayurveda ihr gesamtes Potenzial
Yoga und Ayurveda – das ist nicht nur eine Einheit, weil die Worte so schön zusammenpassen, oder weil beides im Moment ‚in’ ist. Vielmehr werden das umfassende Verständnis, die Praxis und das Erleben des einen erst durch das andere möglich. Yoga – das sind nicht nur die Asanas, mit denen wir uns bemühen und manchmal sogar abmühen den Körper gelenkig zu halten. Ayurveda – das sind nicht nur die entspannenden Ölmassagen, die wir von unseren Kuraufenthalten in Shri Lanka kennen und schätzen. Beides sind uralte indische Lehren, die, wenn man sie richtig versteht, nicht nur unseren Körper und Geist heilen können, sondern auch unser Leben im weitesten Sinne verändern wollen und können. Dieses ganzheitliche Verstehen ist das betonte Ziel der Arbeit des amerikanischen Experten Dr. David Frawley (siehe Interview in der Dezember/Januar Ausgabe von Yoga-Aktuell).
Ayurvedischer Yoga und Yogischer Ayurveda
Wir wollen also Yoga ayurvedisch verstehen und gleichzeitig Ayurveda yogisch begreifen, denn nur so können wir beide als ganzheitliche Therapien nutzen. Das eine ohne das andere führt zum Yoga als bloßer körperlicher Ertüchtigung und zum Ayurveda als angenehme Kräuterheilkunde und Massagetherapie. Paradoxerweise wird dieses begrenzte Verständnis von Ayurveda heute besonders in Indien gefördert, denn als sich die indische Regierung in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entschloss, die traditionelle Medizin wiederzubeleben, bemühte man sich, sehr weltlich und westlich-wissenschaftlich zu erscheinen. So entstand der ‚moderne Ayurveda’, in dem sich die Ärzte kaum von westlichen Medizinern unterscheiden und oft sogar ausschließlich westliche Diagnosemethoden und Klassifikationen benutzen.
Ganzheitlich gesehen sind es die beiden universalen Prinzipien und Energien von ‚Agni’ (Feuer) und ‚Prana’ (Lebensenergie), die Yoga und Ayurveda verbinden. Beiden geht es darum, die inneren Agnis zu entwickeln – sowohl auf der körperlichen als auch auf der geistigen Ebene. Während sich Ayurveda auf das Verdauungsfeuer konzentriert, geht es bei Yoga darum, das Agni von Prana (Pranagni) zu entwickeln. Der Verdauungskanal, besonders der Dickdarm, ist der wichtigste Fokus ayurvedischer Diagnostik und Therapie, weil sich dort Vata ansammelt. Im Yoga wird der Zustand des Verdauungskanals oft als Spiegel für den Zustand der Wirbelsäule gesehen, weil der freie Fluss des Prana entlang der Wirbelsäule für die Chakras wichtig ist. Eine Stärkung des einen […]