Was sie ist, was sie nicht ist und wie sie dazu geworden ist
Meditation besteht nicht darin, eine Stunde lang mit verschränkten Beinen und schmerzenden Knien dazusitzen und sich zu fragen, wie lange es wohl noch dauern mag, bis es endlich vorbei ist. Meditation ist nicht das endlose Geschwätz unseres Geistes, das sich nicht zum Stillstand bringen lässt, es sei denn mit der brutalen Gewalt des Willens oder der Unterstützung eines Mantras oder einer Visualisation. Meditation ist nicht das Gebet zu einer Gottheit, sie ist nicht die Projektion subjektiver Bewusstseinszustände auf eine subjektive Welt.
Zwar hat man uns gelehrt, Meditation sei ebendas, doch das ist sie nicht. Meditation ist nicht das, was zahllose Priester zahlloser Religionen uns gelehrt haben. Diese Behauptung kommt recht gewichtig daher, aber wir brauchen nur die Natur des Geistes zu betrachten, um zu begreifen, wie wir so weit in die Irre hatten gehen können.
Unser Verstand hat sich entwickelt als ein Instrument des Überlebens. Wir haben als Spezies überlebt, weil unser Verstand in der Lage ist, Dinge vorauszusehen und in die nahe und ferne Zukunft zu projizieren. Wir sind fähig, besser zu denken als andere Tiere, indem wir in unserer inneren mentalen Welt die Wirklichkeit der äußeren physischen Welt abbilden. Zu Zeiten, als wir Jäger und Sammler waren, konnten wir vorhersehen, wie viele Tage es dauern würde, die offene Steppe zu durchqueren, was während dieser Durchquerung wahrscheinlich passieren konnte, welche Waffen wir wohl brauchen würden und dass wir in jenem weit entfernten Wald wahrscheinlich auf Nahrung und Wasser stoßen würden.
Um unsere relative Scharfsinnigkeit noch zu steigern, entwickelten wir die Sprache, die begann, diese Fähigkeit des Abbildens zum Ausdruck zu bringen. Nun konnten wir unser inneres Modell der äußeren Welt jemand anderem mitteilen. Wir konnten das Modell diskutieren, uns auf ein Modell einigen, es verändern oder uns darüber streiten.
“Wenn Regen kommt, gibt es ein lautes Krachen und ein Licht blitzt auf.“
Die Sprache, die zuerst eine direkte Repräsentation unserer inneren Erfahrung der Außenwelt war, entwickelte sich schließlich weiter, hin zu Symbolen und Metaphern. Was einst ein konkretes Korrelat der Welt war, wie sie in unseren Sinneswahrnehmungen widergespiegelt wurde, wurde zunehmend abstrakt.
“Wenn die Regengötter zürnen, dann schicken sie zum Regen helle Blitze und grollende Geräusche.“
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