Der bekannte amerikanische Verhaltensmediziner und Meditationslehrer Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn über seine Liebe zur Meditation und seine fruchtbare Arbeit damit – warum Meditation keine Magie ist und auch nicht das, wofür sie viele halten, und warum man auf wirklich achtsame Meditation schon nach kurzer Zeit nicht mehr verzichten mag
Unsere körperliche und geistige Gesundheit sowie unser ganzheitliches Wohlergehen stehen auf dem Spiel, wenn es uns nicht gelingt, in dieser aus den Fugen geratenen Welt wieder zur Besinnung zu kommen, als Individuen und als menschliche Gemeinschaft. Dies ist die zentrale These des bekannten amerikanischen Verhaltensmediziners und Meditationslehrers Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn, dessen Programm der „Stressbewältigung durch die Praxis der Achtsamkeit“ (MBSR) weltweit in immer mehr Universitätskliniken, Krankenhäusern, Gesundheitszentren, aber auch in wirtschaftlichen und politischen Institutionen erfolgreich praktiziert wird.
Doris Iding: Wie würden Sie sich selbst in ein paar Sätzen beschreiben?
Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn: (lacht) Ich weiß nicht genau, wie ich mich selbst beschreiben soll. Man kann sagen, dass ich ein Wissenschaftler bin, ein Schriftsteller, ein Meditationslehrer und der Begründer der Stress Reduction Clinic. Mein Augenmerk innerhalb der letzten 30 Jahre lag darin, buddhistische Meditation und Hatha-Yoga mit Schwerpunkt auf die darin gelehrte Achtsamkeit in die Klinische Medizin und Wissenschaft inkl. Neuro-Wissenschaften zu bringen.
D.I.: Wann sind Sie selbst zum ersten Mal mit Yoga und Meditation in Kontakt gekommen?
J.K.Z.: Mit Yoga kam ich zum ersten Mal 1967 in Kontakt. Damals habe ich an einem Karate-Kurs in Boston teilgenommen. Der Leiter machte mit uns einige Warm-up-Übungen. Es waren verschiedene Hatha-Yoga-Übungen. Ich habe sie geliebt! Es hat mir viel besser gefallen als Karate und somit fing ich an, mich intensiver mit Yoga zu beschäftigen. Mein erster Kontakt mit Meditation, über den ich auch in meinem neuen Buch schrieb, war mit einem Zen-Meister im Jahre 1966. Sein Vortrag hat mich so begeistert, dass ich angefangen habe, zu meditieren.
D.I.: Ihr neues Buch „Zur Besinnung kommen“ ist in Deutschland erschienen. Aus diesem Grund sind Sie ja auch gerade hier in München, weil Sie hierzu eine Vortragsreise machen. Welche Menschen fühlen sich von diesem Buch angesprochen?
J.K.Z.: Es sind besonders viele Fachleute, die im medizinischen und psychologischen Bereich arbeiten, die sich von diesem neuen Buch angesprochen fühlen. Es sind Mediziner, Psychotherapeuten, Psychiater, Ärzte und Heilpraktiker. […]