Von der Vereinigung unvereinbarer männlicher und weiblicher Urkräfte. Ein Gespräch mit OM C. Parkin.
Iris Rohmann: Sie sagen, die männliche und die weibliche Urkraft fließen direkt aus der Quelle, sie sind archaische Kräfte. Wie beschreiben Sie diese Kräfte?
O.C.P.: Mit dem Konzept männlicher und weiblicher Urkräfte lässt sich die grundlegend polare Erscheinung der Kräfte beschreiben: Schöpfung und Zersetzung, Geburt und Tod, Himmel und Erde, Sonne und Mond, aktiv und passiv, Tag und Nacht, Licht und Dunkel, Geist und Materie, Yang und Yin. Der gesamte lebendige Kosmos lässt sich als ein Tanz männlicher und weiblicher Urkräfte verstehen, die sich aneinanderschmiegen, sich in einem rhythmischen, gleichberechtigten Austausch befinden. Bis in den menschlichen Mikrokosmos hinein spiegelt sich dies in der Doppelhelixstruktur der DNS. Diese beiden Kräfte sind die rechte und die linke Hand Gottes.
I.R.: Wie wirken männliche und weibliche Urkräfte im menschlichen Geiste? Und wie wirken sie auf dem spirituellen Weg eines Menschen?
O.C.P.: Als Pfad der Wahrheit und als Pfad der Liebe dienen sie dem Geiste des Menschen als Weg, sich dem Göttlichen anzunähern und wieder eins zu werden. Das Männliche ist ausschließend und ausschließlich, das Weibliche ist umschließend und umfassend. Das Männliche ist die vollständige Verneinung, das Weibliche die vollkommene Bejahung. Scheinbar sind diese Wege gegensätzlich, doch sie führen zum Selben, streben zum EINEN. Auf dem männlichen Weg wird alles zurückgewiesen, was nicht dem Einen dient, die ganze vergängliche Welt wird als das Nicht-Selbst zurückgewiesen. Auf dem weiblichen Weg wird alles vollkommen angenommen als das Eine. In Wirklichkeit ist es unmöglich, nur einen männlichen oder nur einen weiblichen Weg zu gehen, denn beide Kräfte befinden sich in ewiger Umarmung. Wahrheit ist wertlos ohne Liebe und Liebe ist wertlos ohne Wahrheit.
I.R.: Was bedeutet es, alles auszuschließen und was bedeutet es, alles anzunehmen?
O.C.P.: Männliche Kraft ist monolithisch, sie steht für sich. Der Monolith wird auch symbolisiert im aufgerichteten Phallus. Er ist sich selbst genug, er braucht nichts. Männliche Kraft spricht: Ich bin. Ein männlicher Impuls beinhaltet eine natürliche Härte und Festigkeit, die sich im übertragenen Sinne beispielsweise als Tugend von Entschlossenheit zeigen kann, als Willensstärke, Unnachgiebigkeit und Unbeirrbarkeit. Die weibliche Kraft ist verbindend und aufnehmend in ihrer natürlichen Sanftheit. Sie spricht: So sei es. Sie empfängt den männlichen […]