„Erst klären, dann nähren“ – Reinigung und Klärung im Kontext gesunder Ernährung
Wie bereits in den zwei vorangegangenen Teilen dieser Artikelserie erwähnt, stellt unsere Ernährung einen selbst-kreativen Prozess dar, durch den unsere Physis fortwährend neu erschaffen wird, und zwar mit Hilfe von Essen und gemäß dem Prinzip „Wir sind, was wir verdauen“. Dieser schöpferische Vorgang der Erhaltung des körperlichen Selbst erfordert wie jeder transformative Prozess im Leben zwei Kernaspekte: Klärung und Kreation. Anders ausgedrückt: Wer kreativ manifestieren möchte, muss zuerst ausreichend Platz schaffen, denn wo Altes im Weg ist, kann Neues nicht entstehen. Eine grundlegende Voraussetzung für die kreative Erneuerung des eigenen Selbst durch Essen ist also, dass genügend produktiver Freiraum für alle Stoffwechselprozesse vorhanden ist, die zum korrekten Aufbau von Körpergewebe notwendig sind. Folglich ist es im Kontext gesunder Ernährung von Bedeutung, nicht nur die Nahrung selbst und die individuelle Verdauung zu berücksichtigen, sondern auch eventuellen Klärungsbedarf richtig einzuschätzen und etwaige Blockaden mittels effektiver Reinigungsmethoden zu beseitigen.
Eine in sinnvollen Abständen durchgeführte Reinigung ist – eigentlich – selbstverständlich
Dass die Reinigung des Körpers in bestimmten Abständen eine sowohl natürliche als auch notwendige Gegebenheit ist, erläutert Vagbhata im Ashtanga-Samgraha folgendermaßen: „So wie sich selbst in einem unbewegten und mit reinstem Wasser gefüllten Tongefäß nach einiger Zeit Sediment bildet, sammeln sich auch im Körper Ablagerungen an, die zu entsprechenden Zeiten entfernt werden müssen“ (Sutrasthana 5.26). Im anschließenden Kommentar heißt es hier weiter, dass auch bei striktester Einhaltung aller ayurvedischen Anweisungen und trotz gesunder Lebensweise das Entstehen von Schlacken und Dosha-Abnormalitäten unvermeidbar ist. Werden diese nicht periodisch entfernt, führt deren ungehinderte Akkumulierung auf lange Sicht zu Krankheiten.
Kaum jemand wird an der prinzipiellen Richtigkeit dieser Aussage zweifeln, wenn es zum Beispiel ums Auto geht: Ganz selbstverständlich wird die vierrädrige Kiste regelmäßig zur Durchsicht gebracht, um Öl- und Filterwechsel oder andere Säuberungen vornehmen zu lassen. Interessanterweise stoßen einige Menschen jedoch auf innere Widerstände, wenn sie dieses simple Prinzip bei sich selbst anwenden sollen. Da heißt es dann: „Ich glaube, dass sich mein Körper bei ausgewogener Ernährung ganz von selbst reguliert.“ Auf das Beispiel Auto bezogen wäre das zu vergleichen mit: „Solange ich guten Sprit tanke, kann ich mir die Durchsichten sparen.“ Die implizite Wunschvorstellung hier ist, dass unsere Physiologie über Jahrzehnte hinweg […]