Mit ihr in Kontakt zu kommen ist nicht einfach, weil unser ständig nörgelnder, plappernder Geist uns daran hindert. Lässt du dich jedoch nicht von Gedanken der Furcht oder der Unsicherheit, von Gefühlen der Anspannung, Gier oder Lethargie abhalten, dann kannst du deine Einzigartigkeit erkennen und aus ihr heraus ein selbstbestimmtes, glückliches Leben führen.
Vor einigen Tagen habe ich einen wunderschönen Text gelesen. Er stammt aus der Feder von Virginia Satir, der Mutter der Familientherapie:
„Es gibt Menschen, die mir in vielem gleichen, aber niemand gleicht mir aufs Haar. Deshalb ist alles, was von mir kommt, mein Eigenes, weil ich mich dazu entschlossen habe. Alles, was mit mir zu tun hat, gehört zu mir. Mein Körper, mit allem was er tut, mein Kopf, mit allen Gedanken und Ideen, meine Augen, mit allen Bildern, die sie erblicken, meine Gefühle, gleich welcher Art – Ärger, Freude, Frustration, Liebe, Enttäuschung, Begeisterung. Mein Mund und alle Worte, die aus ihm kommen, höflich, lieb oder schroff, richtig oder falsch. Meine Stimme, laut oder leise, und alles, was ich mir selbst oder andren tue. Mir gehören meine Fantasien, meine Träume, meine Hoffnungen, meine Befürchtungen, mir gehören all meine Siege und Erfolge und meine Niederlagen und Fehler. Weil ich mir ganz gehöre, kann ich mich näher mit mir vertraut machen. Dadurch kann ich mich lieben und alles, was zu mir gehört, freundlich betrachten. Damit ist es mir möglich, mich voll zu entfalten. Ich weiß, dass es einiges an mir gibt, was mich verwirrt und manches, was ich noch gar nicht kenne. Aber solange ich freundlich und liebevoll mit mir umgehe, kann ich mutig und hoffnungsvoll nach Lösungen für Unklarheiten schauen und Wege suchen, mehr über mich selbst zu erfahren.“ (Aus dem Buch „Mein Weg zu dir: Kontakt finden und Vertrauen gewinnen“, Kösel-Verlag 2001.)
Ja, kein Mensch gleicht einem anderen aufs Haar. Auch du bist einzigartig! Auch du hast Talente in dir, die kein anderer Mensch so zum Ausdruck bringen kannst, wie DU! Aber leider ist es häufig so, dass alle anderen Menschen mehr an unsere Einzigartigkeit glauben, als wir selbst. Denn: Um diese Einzigartigkeit zu erkennen und, mehr noch, sie ins Leben zu bringen, braucht es Zeit und Mut, Achtsamkeit, Mitgefühl und Neugierde. Denn nur dann, wenn wir mitfühlend, neugierig und achtsam mit uns umgehen, werden wir mehr und mehr über uns selbst erfahren. Und je mehr wir über uns selbst erfahren, desto mehr können wir unsere Einzigartigkeit leben.
Deine Einzigartigkeit zu erkennen und zu leben bedeutet, dass du aufhörst, Verantwortung abzugeben. Es bedeutet, dass du dich wirklich mit dir auseinandersetzt und dich von all den alten Konditionierungen und Glaubenssätzen, Vorstellungen und Anhaftungen befreist. Der Weg lohnt sich! Um nichts anderes geht es im Yoga: Erkenne dich selbst. Sei du selbst.
Einzigartigkeit beginnt dort, wo Bequemlichkeit aufhört. Deine Einzigartigkeit zu erkennen erfordert, dass du …
a) innehältst, um bei dir selbst anzukommen
b) den Blick änderst
c) beginnst, immer mehr du selbst zu sein.
a) Meditation: Halte inne und komm an!
- Komm in eine bequeme Sitzhaltung. Mach dir bewusst, dass es nichts zu tun und nichts zu leisten gibt. Es geht einfach darum, innezuhalten! Dies kannst du tun, indem du bewusst ein- und ausatmest.
- Lass das Ausatmen länger als das Einatmen werden. Lass dich mit jeder bewussten Ausatmung auf dem Stuhl, dem Kissen oder der Unterlage nieder und komm dort an.
- Im Prozess des Ankommens lass alles da sein – alle Gedanken, alle Gefühle, alle Körperempfindungen.
- Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Ausatmung. Wenn du merkst, dass du ruhiger wirst, fokussiere deine Aufmerksamkeit ganz auf deine Atmung. Komm mit jeder Ausatmung mehr und mehr auf der Unterlage und in deinem eigenen Körper an. Entspann dich.
- Mach diese Meditation so häufig wie möglich. Wir sind viel zu oft „außer uns“ und viel zu selten bei uns selbst. Dieses bewusste Innehalten unterstützt dich darin, mehr und mehr eine Heimat in dir selbst zu finden.
b) Ändere den Blick
Furcht stellt sich gerne zwischen dich und deine Einzigartigkeit. Wenn du aber den Blick änderst und nicht mehr auf deine Furcht schaust, sondern stattdessen deine Stärke ins Visier nimmst, wirst du dich trauen, dich mehr und mehr für deine Einzigartigkeit zu öffnen.
Kontemplation
Frage dich:
- Welche Stärken besitze ich bereits?
- Was zeichnet mich aus?
- Wann habe ich das Gefühl gehabt, schon einmal vollkommen mit mir im Reinen gewesen zu sein?
- Wann habe ich etwas aus ganzem Herzen getan? Wie fühlt es sich an, wenn du diese Momente noch einmal ganz bewusst, mit jeder Faser deines Körpers, fühlst?
Bitte miss dich aber nicht an Prominenten oder „Yogastars“. Denn wie gesagt: Jeder Mensch ist einzigartig! Wenn du immer nur den Blick auf andere richtest, dann kannst du nicht erkennen, was DICH ausmacht.
Nimm dir Zeit und bitte mach dir bewusst, dass Einzigartigkeit sich nicht immer dadurch ausdrücken muss, dass du prominent wirst oder viel Geld verdienst. Einzigartigkeit kann sich auch manchmal sehr leise ausdrücken.