Interview mit Dr. David Frawley über die Gefahren einer stereotypen Yoga-Praxis für die Massen, das Streben nach Äußerlichkeiten im heutigen Yoga, und die Notwendigkeit eines individuellen, auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmten Yoga-Ansatzes.
Nur wenige westliche Ärzte können auf eine so intensive Auseinandersetzung und Erforschung von Yoga und Ayurveda zurückblicken wie der amerikanische Arzt , spirituelle Lehrer, Philosoph, vedische Astrologe und Autor Dr. David Frawley aus SanteFe/New Mexico. Er ist Begründer und Direktor des American Institut of Vedic Studies und hält Lehrstühle an verschiedenen Universitäten in den USA, in England und in Indien. Sein „Correspondence-course on Ayurveda“ ist mehr als 10.000 mal zum Studium des Ayurveda von Menschen aus aller Welt herangezogen worden. Er selbst hält Vorträge an allen renommierten Ayurveda-Institutionen der Welt.
Dr. Frawley wird im Ursprungsland Indien als „Vedacarya“ – als Vedischer-Gelehrter geachtet. Für indische Studenten des Ayurveda gelten seine Werke als Basistexte für ein tiefergehendes Studium der alten Indischen Medizin. Vor ein paar Jahren wandte sich auch der ehemalige indische Staatspräsident Vajpayee an David Frawley und lud ihn zu einem Gespräch nach Delhi ein, um sich von ihm über den Nutzen und die Zukunft des Ayurveda in Indien beraten zulassen.
Wir sind doch natürliche Wesen! Was uns heilt, ist immer etwas, was auch aus der Natur kommt. Die Abhängigkeit von chemischen Drogen und Pharmazeutika bringt uns immer mehr aus unserem natürlichen Gleichgewicht. Außerdem vernachlässigen wir meist die Spätfolgen, die dieses Verhalten auf die nächsten Generationen haben kann. Es ist ungefähr so, wie wenn unser Haus brennt und wir noch zusätzlich Feuer hineintragen. Auf diese Weise wird das Haus sicherlich nicht mehr all zu lange stehen.
YOGA AKTUELL: Yoga wird immer populärer und entwickelt sich zu einer Art Massenbewegung. Gleiches gilt für Ayurveda; viele Ayurveda-Zentren öffnen ihre Pforten. Was halten Sie von dieser Entwicklung?
David Frawley: Das, was gegenwärtig populär ist, sind die äußeren Aspekte von Yoga wie die Yoga-Asanas, wo der Körper auf eine bestimmt Art und Weise gebogen, gedehnt und verdreht wird. Die breite Masse hat ein sehr stereotypes Bild von Yoga. Und dieses Bild fördert natürlich eine äußere Popularisierung. Was damit jedoch gleichzeitig einhergehen sollte, ist ein besseres, tiefer gehendes Training in den weiterführenden Aspekten von Yoga und Ayurveda. Und genau daran arbeiten […]