Die Natur zeigt sich gerade von ihrer schönsten Seite. Sie erweckt zu neuem Leben und zeigt sich in farbenprächtiger Vielfalt. Die Luft ist geschwängert von köstlichem Blütenduft. Genau die richtige Zeit, um Achtsamkeit zu praktizieren. Und zwar von Moment zu Moment.
Die Achtsamkeitspraxis lädt uns ein, vollkommen in den gegenwärtigen Moment einzutauchen. Denn nur dann sind wir in der Lage, ganz im Hier und Jetzt zu sein und das, was ist in seiner Fülle zu erleben. In einer Zeit, in der die täglichen beruflichen und privaten Anforderungen steigen, scheint es vielen Menschen aber unmöglich zu sein, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Viel zu groß ist die Verlockung, für eine bessere Zukunft zu planen oder verpassten Gelegenheiten in der Vergangenheit hinterherzutrauern. Und ehe du dich versiehst, ist die Blütenpracht schon wieder vergangen und Weihnachten steht vor der Tür. Hier erfährst du, wie du den Moment intensiver genießen kannst.
1. Sammle sinnliche Eindrücke
Wenn du dich gestresst fühlst, dich in Gedanken verlierst oder das Gefühl hast, den Anforderungen des Tages nicht gewachsen zu sein, dann halte am nächsten blühenden Baum oder Strauch einfach inne und genieß den Duft und das Aussehen der Pflanze. Versuch die sinnliche Erfahrung mit jeder Zelle deines Körpers in dich aufzunehmen. Genieß es. Atme ganz bewusst ein paar Mal tief ein und aus und stell dir vor, dass du diese Schönheit, die Fülle und die anmutige Erscheinung dieses blühenden Baumes oder Strauches mit jedem Atemzug vollkommen in dich aufnimmst. Du kannst dich auch für das Zwitschern von Vögeln öffnen und ihnen lauschen. Denn sie sind jetzt auch ganz besonders aktiv. Versuch dich einfach für das Hören zu öffnen. Unmittelbar.
Natürlich kann es passieren, dass du dich wieder in Gedanken verlierst. Aber das macht nichts. Hol dich dann einfach wieder zurück, nimm einen tiefen Atemzug und verankere dich über den Atem wieder im gegenwärtigen Moment dieser Farbenpracht.
2. Konzentrier dich auf einen Eindruck
Versuch dich auf eine einzige Blume oder auf einen einzigen Strauch oder Baum zu konzentrieren. Versuch dabei so unmittelbar wie möglich mit diesem einen Objekt in Beziehung zu gehen. Verweile hier, anstatt von einer Wahrnehmung zur nächsten zu springen. Mittlerweile ist es für uns so ungewohnt, länger als ein paar Sekunden bei einer einzigen Sache zu bleiben, dass wir dies wieder lernen müssen. Je länger du also bei einer Blume oder einem Baum bleibst, desto mehr kann sich dein ganzes System entspannen. Du kommst dadurch immer mehr zur Ruhe und kannst die Schönheit der Natur dann auch wirklich genießen, anstatt das Gefühl zu haben, auf dem Sprung zu sein.
3. Such dir Orte der Kraft und Ruhe
Halte Ausschau nach Kraftorten oder Plätzen in der Natur, an denen du dich wohlfühlst und an denen du das Gefühl hast, auftanken zu können. Heute nimmt sich kaum jemand Zeit, an einem Fluss zu verweilen oder sich mit einem Baum zu verbinden. Verwechsle tiefes Glück nicht mit dem kurzen Prickeln, das dich durchfährt, wenn du etwas Schönes gekauft hast. Such nach Orten, die dich langfristiger nähren und dir das Gefühl vermitteln, dass du dich a) dort sicher fühlst, b) du nichts brauchst und c) du ein Gefühl der Verbundenheit mit diesem Platz erfährst. Das Gefühl von Sicherheit, Zufriedenheit und Verbundenheit ist erwiesenermaßen das, wonach sich ein Mensch im tiefsten Innern Zeit seines Lebens sehnt und das uns glücklich macht. Ein solcher Ort kann natürlich auch ein Yogaraum sein.
4. Versuch einfach nur zu sein
Versuch einmal ein paar Minuten oder besser noch ein paar Stunden nichts zu tun. Betrachte eine Pflanze oder setz dich mit dem Rücken an einen Baum. Einfach so. Wenn du einfach nur da bist, dann kann auch die Zeit einmal Pause machen und still stehen. Dann erleben wir die Natur oder den Moment ganz unmittelbar, ohne dass unser Körper etwas leisten muss oder unser Kopf etwas dazu sagt. In diesem Moment passiert nämlich genau das, worum es bei der Achtsamkeit geht: Wir verweilen einfach im Moment, anstatt zwischen Vergangenheit und Zukunft hin- und herzupendeln. Dann kommt dein ganzes Sein zur Ruhe – und du bist dann auch gleichzeitig im Zustand des Yoga.
5. Gönn dir eine Auszeit
Geh in Klausur. Schalte dein Handy und deinen Laptop aus und gönn dir eine Auszeit. Dabei ist es egal, ob es sich um ein paar Stunden oder ein paar Tage handelt. Je länger, desto besser. Jeder Moment, den du dich bewusst auf dich konzentrierst und ganz bewusst bei dir bleibst, wird dich nähren und dir deutlich machen, wie wertvoll und wesentlich es ist, deine eigenen Ressourcen zu aktivieren. Wie aktiv oder passiv du diese Auszeit gestaltest, hängt von dir selbst ab. Ein paar Tage den Jakobsweg innerhalb deiner Region zu gehen und diesen wunderschönen Frühling zu genießen, kann für den einen genauso wohltuend sein wie ein paar Tage auf dem Meditationskissen in den eigenen vier Wänden zu sein.
6. Versuch nichts zu erzwingen
Setz dich bitte nicht unter Druck. Betrachte die Schönheit der Natur absichtslos, ohne es besonders gut oder besonders achtsam machen zu wollen. Sag dir bitte nicht: „Ich muss jetzt ganz achtsam den Baum wahrnehmen!“ Es reicht, wenn du dich bemühst, mit einem neugierigen und offenen Gewahrsein unterwegs zu sein und dich an der Schönheit des Moments zu erfreuen. Und wenn du bemerkst, dass du unachtsam bist, dann ist das schon genau der richtige Schritt!
Natürlich empfiehlt sich nicht nur der Monat Mai, um achtsam zu sein. Jeder Monat ist der richtige und jeder Tag ist der passende, um mit der Praxis der Achtsamkeit anzufangen.