Frauen interessiert schon lange, was ihr Gegenpol über Yoga denkt. Und auch Männer finden spannend, was in den Köpfen ihrer Geschlechtsgenossen vorgeht. Wir haben einigen Vertretern der Spezies Mann prägnante Fragen gestellt und die Antworten für Sie zusammengefasst
Ursprünglich wurde Yoga ausschließlich von Männern praktiziert, doch in den letzten Jahrzehnten fanden immer mehr Frauen ihren Weg auf die Matte. Ja, extremer noch: Yoga wurde fast zur reinen Frauendomäne, und nur hier und da fühlten sich Männer in primär weiblichen Yogaklassen wohl. Neuerdings zeichnet sich jedoch wieder eine Trendwende ab. Nicht zuletzt dank Patrick Broome, denn seitdem der Münchner der deutschen Nationalelf regelmäßig Yoga-Unterricht gibt, ist Yoga unter Männern wieder salonfähig geworden. Aber immer noch ist viel zu wenig bekannt, was Männer über Yoga denken. Deshalb haben wir nachgefragt und die Antworten zu einem Kaleidoskop der Meinungen zusammengestellt.
Kirti Michel
Nach meinem Verständnis von YOGA – der Vereinigung der polaren Gegensätze – geht es um die Harmonisierung von HA und THA, der Sonnenenergie (männlich) und der Mondenergie (weiblich). Es gilt also, alle Aspekte des Menschseins in Analogie zu diesen zentralen Kräften zu entwickeln. Ich könnte nicht sagen, ob es für den Mann beim Yoga so etwas wie ein zentrales Element gibt, losgelöst von den weiblichen Qualitäten. Würde ich typisch männliche Eigenschaften nennen, entstünde ein einseitiges Bild, das mit Yoga nichts zu tun hat. Shiva als Ardhanareshvar ist das Symbolbild für das höchste Verständnis des Yoga – die Integration von männlichen und weiblichen Eigenschaften in Einem. Damit erklärt sich auch, dass es für mich persönlich keinen Unterschied zwischen Yoga für Männer und Yoga für Frauen gibt. Genauso erübrigt sich die Frage, ob es so etwas wie eine männliche Spiritualität gibt. Spiritualität im wahrsten Sinne transzendiert die polaren Gegensätze. Aber der spirituelle Weg jedes Einzelnen ist geprägt von seiner Wesensart. So finden eher männlich gepolte Individuen zusammen auf einem „Pfad des Kriegers“ oder einem höher geistig ausgerichteten Weg wie „Jnana-Yoga“, weiblich gepolte Individuen auf dem „Pfad der Liebe“, der Devotion, des Dienens – egal ob sie Männer oder Frauen sind. Aber auch hier gilt das zuvor Gesagte: Die Identifikation mit der Geschlechterrolle ist nicht das, was das Wesen des Yoga ausmacht. Natürlich werden die Unterschiede nicht ausgeblendet oder wegrationalisiert. Das sind nur die Einstiegspunkte […]