Edward Clark ist Leiter des Tripsichore-Ensembles, das weltweit für seine Verbindung von Tanz-Performance und Yoga berühmt ist. In YOGA AKTUELL spricht er über Vinyasa und die Relativitätstheorie, die rosarote Brille im modernen Yoga und die Gründe, seinen Schülern mehr abzuverlangen, als sie sich je zugetraut haben
Edward Clark ist mit den Performances des Tripsichore-Ensembles, das Tanzen und Yoga verbindet, auf Bühnen in Europa, Asien und den USA zu Gast. Als Yogalehrer kennen ihn viele Leser von der diesjährigen Yoga Conference Austria vor einigen Monaten oder von seinen Workshops in Deutschland. 2012 wird der charismatische Künstler und Lehrer, der u.a. Ashtanga-Vinyasa, Sivananda-, Iyengar- und Vini-Yoga als Einflüsse angibt, bei der Yoga Conference Germany in Köln dabei sein. Kirsten Hahn interviewte ihn für YOGA AKTUELL im Soboco Yoga Institut, wo er beim Teacher-Training als Gastlehrer unterrichtete, was auch für das kommende Jahr wieder vorgesehen ist.
YOGA AKTUELL: Was genau ist Tripsichore-Yoga? Was zeichnet diesen Stil aus, und was macht ihn so einzigartig?
Edward Clark: Tripsichore ist ein Vinyasa-Yoga-Stil. In der Vergangenheit war der Schwerpunkt der körperlichen Yogapraxis darauf ausgerichtet, eine möglichst große Stille und Bewegungslosigkeit von Körper, Atem und Geist zu erreichen, und Vinyasa scheint dem zu widersprechen. Doch Bewegungslosigkeit ist relativ – diese Erkenntnis verdanken wir Albert Einstein. Im Vinyasa verändert sich die Position des Beobachters, man wird eins mit der Bewegung. Prakrti ist Bewegung. Das Ziel im Vinyasa ist, eine Gleichmäßigkeit des Atems, der Bewegung und des Geistes zu erreichen. Das kann mit Ruhe und Bewegungslosigkeit gleichgesetzt werden, mit deren Hilfe Generationen von Yogis eine einzigartige Klarheit herbeizuführen suchten, um die wahre Natur der Realität wahrnehmen zu können. Es handelt sich also um Ekagrata im Fluss (Bewegungsfluss). Der eine Satz, den wir immer wieder verwenden, um Vinyasa zu definieren, ist: „Gleichmäßigkeit des Atems wird mit Gleichmäßigkeit in der Bewegung verbunden, um eine Gleichmäßigkeit und Ruhe des Geistes zu erreichen.“
Unsere Idee, wie man diese Form von Klarheit erreicht, wurde aus unseren Überlegungen geboren, was gutes Theater ausmacht. Theater, Tanz und Yoga haben möglicherweise ein und denselben Vorläufer – beispielsweise bedienen sie sich vergleichbarer Techniken zur Steigerung der Konzentration. Im Theater ist man zumeist bemüht, nur eine Sache auszuführen – man trifft selektive Entscheidungen darüber, was das Publikum […]