Der Hatha-Yoga-Prozess im Schmelztigel der Alchemie
Schauen wir uns die Quellentexte des Hatha-Yoga an, wie die Hatha Yoga Pradipika, die Gheranda Samhita, die Shiva Samhita oder das Yoga Rahasya, so treffen wir immer wieder auf Beschreibungen der Transformation und Transmutation, die uns auch aus der europäischen Tradition der Alchemie vertraut sind.
In der Alchemie werden symbolisch, als Analogie für die „Körper-Seele-Geist-Einheit“, Substanzen, besonders Metalle, im Labor prozessiert. Im Hatha-Yoga, dem Weg durch den Körper folgend, begibt sich der Mensch in das Labor der Praxis. In diesem Zusammenhang ist es zunächst einmal wichtig, den Blick auf die fünf Elemente der tantrischen Hatha-Yoga-Philosophie zu werfen, denn die fünf Vorgehensweisen des alchemistischen Hatha-Yoga unterliegen diesen fünf Elementen. In der tantrischen Philosophie, wird der Kosmos oder die Natur symbolisch in fünf Elemente oder Energien unterteilt: Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther oder Raum. Diese fünf Elemente sind die fünf Zustandsformen der Materie: fest, flüssig, feurig, gasförmig und ätherisch. Sie zeigen die fünf Festigkeitszustände aller Substanzen und somit auch des menschlichen Körpers an, die gesamte sichtbare und unsichtbare Materie, die im Universum enthalten ist.
Hatha-Yoga-Techniken
Im Hatha-Yoga gibt es präzise „Werkzeuge“ oder Techniken, um uns durch den Körper mit unserer wahren Natur in tiefen Kontakt zu bringen. Jede dieser fünf Hatha-Yoga-Techniken wird regiert von einem der fünf Elemente; und alle zusammen haben große Bedeutung für eine ausgeglichene und harmonische Yoga-Praxis. Zusammen lassen sie ein dynamisches, energetisches Modell des Lebendigen, einen kosmischen Tanz, entstehen. Nicht nur, dass sich die einzelnen Hatha-Yoga-Techniken gegenseitig unterstützen und so ihre Wirkung vertiefen, es findet auch ein Ausgleich zwischen den Energien der fünf Elemente statt. Durch Ausgeglichenheit und Balance der Elemente im Körper, zeichnet sich eine wirksame transformierende Hatha-Yoga-Praxis aus.
Asana, die Erde der Hatha-Yoga-Praxis
»Es gibt so viele Yoga-Asanas, wie es Spezies von Tieren und anderen Geschöpfen gibt.« Gorakshashatakam
Das Erdelement entspricht dem Körper in seiner physischen Erscheinung, insbesondere seiner Struktur: Muskeln, Bindegewebe, Knochen, Wirbelsäule. Erdqualitäten sind Festigkeit, Stabilität, Ausrichtung, Erdung und Tun. Dies alles, wenn auch oft mühsam, lehren uns die Asanas, das Ausführen von Körperstellungen. Es entsteht integrierte Stabilität in der physischen Struktur, wobei jedes Körperteil so ausgerichtet ist, dass es die anderen Teile anstrengungslos unterstützt. Der Erd-Aspekt der Praxis zeichnet sich aus durch ein Konzentrieren auf die Struktur […]