Yoga zu üben kann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch wertvoll sein. Was man aber leider vielleicht erst dann merkt, wenn man gar kein Yoga mehr praktiziert.
Es war einmal … eine Zeit, in der mein Leben geordnete Bahnen hatte, deren Struktur mir weder die Luft zum Atmen nahm, noch zu lasch und lose um meinen Alltag hing.
Eine Zeit, deren Rahmenprogramm mit einem ganz entspannten Yoga-Montag startete, zwischen Dienstag und Donnerstag flexibel bis dezent chaotisch lief, und sich freitags geschmeidig in die Wochenend-Zielgerade begab. Und es war eine Zeit, in der dank diesem einen Yoga-Montag mein restliches wöchentliches Seelenheil von Mantren und Yamas profitierte, ebenso wie meine Mitmenschen, die in den Genuss einer relativ ausgeglichen Zeitgenossin kamen.
Doch dann folgte ich dem Ruf eines spannenden und schönen neuen beruflichen Projekts, welches peu à peu meine Wochenstruktur veränderte: Zuallererst war es der eigentlich sehr variabel nutzbare Montag, samt Yoga, der dran glauben musste, und zugunsten „mehr Zeit für mehr Aufgaben, die ich dann erledigen kann“ aufgegeben wurde. Nein, als Opfer habe ich das zunächst gar nicht empfunden, eher als günstigen Zeitpuffer, der mir mehr Luft und Raum gab. Nach etwa vier Wochen war dieser trügerische Effekt auch schon wieder verflogen, und es war der geschmeidige Freitag, der irgendwie immer holpriger den Start in ein eigentlich sehr wohl verdientes Wochenende einläutete: Dann hechtete ich eigentlich nur noch mit hängender Zunge, verdammt knapp bemessener Zeit und meterlangem schlechtem Gewissen zwischen Jobs, Supermärkten und Kinderlogistik hin und her.
Und schließlich, noch mal vier Wochen später, gedieh das neue Projekt bestens und stand blendend nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität. Was ich so von mir nicht behaupten konnte: Ich wankte durch Wochen, die nicht nur von Dienstag bis Donnerstag, sondern von Montag bis Freitag höchste Flexibilität forderten. Und ich stand nicht mehr im Leben, sondern fand mich knietief im totalen Chaos wieder.
Dass mein ansonsten mit Yoga bereichertes Leben damit zusammenhing, und auch dabei scheibchenweise perdu ging, fiel mir zunächst nicht auf. Einzig mein Rücken, ein flacher Atem und seltsame Spannungen ließen mich manchmal aufhorchen. Ungerechterweise meist dann, wenn ich – erschlagen von einer sechs- bis siebentägigen Woche – in einer Situation war, die mir keine Fluchtmöglichkeit […]