Ein Interview mit OM C. Parkin über die romantische Liebe als Wurzel von Leid, die Desillusionierung nach dem ekstatischen Rausch und der Liebe zwischen Mann und Frau als spirituelle Herausforderung, eine Liebe, die frei ist von Angst und Egoismus
YOGA AKTUELL: Sehen Sie das Zusammensein von Mann und Frau oder das Streben danach für den spirituellen Weg eher als hinderlich an oder eher als förderlich?
OM C. Parkin: Weder noch. Das äußere Zusammenstreben von Mann und Frau kann durch nichts verhindert werden. Es ist eine Vorgabe des biologischen Imperativs. Männliche und weibliche Kräfte auf Erden treiben ihr anhaltendes Spiel von Anziehung und Abstoßung nicht nur im Menschen und es gibt nichts, was sie daran hindern könnte.
Meine Antwort könnte jedoch auch lauten: Sowohl als auch. Das Zusammensein von Mann und Frau kann förderlich sein auf dem spirituellen Weg oder hinderlich oder beides, so wie übrigens alles. Man kann nicht von einer äußeren Sache sagen, sie sei an sich hinderlich oder förderlich. Solche einfachen Regeln gelten auf dem inneren Weg nicht mehr. Es ist eine Frage deiner Absicht, ob du eine Angelegenheit missbrauchst, ob du dich von ihr verführen lässt, oder ob du sie als eine Herausforderung für die Wahrheitsfindung nutzt. Die Antwort ist also: Weder noch und sowohl als auch.
Machen Sie einen Unterschied zwischen „dem Zusammensein von Mann und Frau“ und „dem Streben danach“?
Nein, denn im äußeren Zusammensein von Mann und Frau ist das Streben danach nicht beendet. In Wirklichkeit steht die Begegnung zwischen Mann und Frau ja normalerweise nur für eine innere Suchbewegung. Eine Suche nach sich selbst. Und wenn Mann und Frau zusammen sind, hört die Suche ja nicht auf. Sie endet vielleicht vorübergehend, in einer kurzen Phase des Verliebtseins, in den Flitterwochen oder beim Sex während des Orgasmus bis kurz danach. Danach fängt sie wieder an.
Das Zusammensein von Mann und Frau kann dem Befreiungsweg nur unter der Voraussetzung dienlich sein, dass jeder Partner bereit ist, alleine zu sein. Innere Bereitschaft zum Alleinsein ist die Voraussetzung für das Zusammensein. Ich sage zum Mann: Es ist gut, mit einer Frau zu sein – und es ist auch gut, mit keiner Frau zu sein. Erst wenn es dir gleich-gültig ist, ob du mit einer Frau […]