Der Körper als Tor zur Freiheit: ein Portrait des bekannten Ashtanga Yogis Richard Freeman.
Richard Freeman ist einer von wenigen Lehrern, die von Pattabhi Jois (1915-2009) autorisiert wurden, Ashtanga Yoga in seiner Tradition zu lehren. Er gilt als Geheimtipp, weil es ihm wie keinem anderen gelingt, seine Schüler an jene Tore im Körper zu führen, an denen sie ihre Energie selbst erfahren können. Gemeinsam mit seiner Frau Mary gründete er im Jahre 1987 in Boulder, Colorado, ein Yogastudio.
„The Yoga Workshop“ zählt heute zu den ältesten und etabliertesten Ashtanga Studios in den USA. Jährlich zieht es dutzende Schüler aus der ganzen Welt hierher, um für vier Wochen ein Lehrertraining zu absolvieren, das weltweit einzigartig ist. Der Schwerpunkt der umfassenden Ausbildung liegt auf dem Studium der alten Schriften und des menschlichen Körpers, selbst das Studium an der Leiche ist eingeschlossen, wie es sonst nur in der klassischen Ausbildung zum Mediziner üblich ist. Trotz stetig wachsender Teilnehmeranfragen hält er die Studiengruppe auf eine überschaubare Größe begrenzt.
Wer bei einem Lehrertrainig oder an einem der weltweit stattfindenden Workshops von Richard Freeman teilnehmen möchte, braucht vor allem Geduld. Denn oft gibt es nur noch einen Platz auf der Warteliste, da Freemans Lehrangebote meist schon nach kürzester Zeit ausgebucht sind. Auch sonst fällt Richard Freeman eher für sein scheinbar „geschäftsverweigerndes“ Verhalten auf.
Er ist nie Mitglied in der Yoga Alliance geworden, einer Institution, die mittlerweile weltweit dazu dient, Lehrer nach einheitlichen Standards in 273 verschiedenen Yoga-Richtungen zu zertifizieren.
Der lange Weg zu Pattabhi Jois
Als Freeman seinen Lehrer K. Pattabhi Jois traf, lagen bereits 19 Jahre Yogapraxis hinter ihm. Sein Yogaweg begann in Chicago im dortigen Zen Center. Später studierte er Iyengar Yoga, Sivananda Yoga, Bhakti Yoga, Tantra und buddhistische Techniken. Er hatte in verschiedenen Kulturkreisen gelebt, neun Jahre davon in Asien. Der traditionellen Ausbildung eines Yogis folgend, reiste er in dieser Zeit durch verschiedene Ashrams in Indien.
Mitte der 70er Jahre unterrichtete Richard Freeman im Iran vier Jahre lang die königliche Familie in Yoga und spirituellen Techniken. Als Muslime hatten sie andere Begriffe, um das Göttliche zu beschreiben, als sie die Yogatradition verwendet. Um nicht den Anschein zu erwecken, er würde versuchen, die Mitglieder […]