Michael Forbes, Jahrgang 1955, praktiziert Yoga seit 1972 und Yoga nach B.K.S. Iyengar seit 1982.
Er absolvierte seine Yogalehrer-Ausbildung in San Francisco und hat eine Zertifizierung von BKS Iyengar (Senior Intermediate I). Eigene Kurse in München seit 1985, Studio „iYoga München“ seit 1991. Forbes war Mitbegründer, Vorstandsmitglied und Ausbilder bei Iyengar-Yoga Deutschland e.V. Er ist im Verein zudem Mitglied des Zertifikationsgremiums. Langjähriger Dozent in der SKA Bad Wörishofen. Seit 1999 organisiert er Yogalehrer-Ausbildungen in München. Ausbildung und Erfahrung in Musik, Tanz und Naturkost. Vater von drei Kindern. Internet: www.iyoga.de
Unter welcher Überschrift würdest du dein Leben zusammenfassen?
Steter Tropfen höhlt den Stein.
Welche Eigenschaften möchtest du lieber vor anderen Menschen verstecken?
Die peinliche Scheu, die es mir oft schwer bis unmöglich macht, mit anderen Menschen Smalltalk zu betreiben.
Welcher lebenden oder bereits verstorbenen Person würdest du gerne einmal begegnen?
Rama. Er feierte die schönsten Feste.
Welches Asana übst du nie?
Ich versuche, alle Haltungsarten unterzubringen. Längere Zeit habe ich Padmasana abgewandelt oder vermieden, um meinem Knie nach einer Verletzung Zeit zum Auszukurieren zu geben. Nun geht’s seit ein paar Jahren wieder ziemlich gut.
Wir sind von Meister Iyengar dazu angehalten, nach Balance zu suchen. Das bedeutet oft, Defizite zu eruieren und an den Schwächen zu arbeiten. Dies gilt als Tugend in der Praxisgestaltung. Die Haltungen, die mir leichtfallen, übe ich tendenziell ausgiebig. Demgegenüber helfen Austausch und gemeinsames Üben mit Freunden und Kollegen, auch mal den Schweinehund zu überwinden und das Jämmerliche in mir anzuschauen.
Gibt es irgendetwas, was dir an der spirituellen Szene in Deutschland nicht gefällt?
(Außer den Zeitschriften? Sorry, kleiner Witz …) Ich kenne mich wohl nicht genügend aus, um ein umfassendes Urteil zu bilden. Im Iyengar-Yoga bleiben wir meistens unter uns, suchen nicht so sehr den Austausch oder die Begegnung mit anderen Schulen oder Traditionen. Für manche sieht das sicher wie Betriebsblindheit oder gar Arroganz aus, ist aber nicht so gemeint. Es gibt jedoch so viel zu tun, die Tiefe des eigenen Systems zu ergründen, dass es einem meistens wie vertane Zeit vorkommt, irgendwo anders an der Oberfläche einer spirituellen Methode herumkratzen zu wollen.
Was braucht die Yogaszene hier in Europa deiner Meinung nach?
Mehr Iyengar-Yoga. Dieser wird in den Medien m.E. selten in seiner „Reichhaltigkeit“ richtig verstanden. Ich habe Berichte gelesen, in dem die Methode als archaisch hingestellt und ich persönlich als „Legende“ benannt worden bin (?!). Als ob Iyengar-Yoga seinen Zenith bei uns schon hinter sich hat. Dabei geht es eigentlich erst jetzt los. Meine Frau Margareta und ich führen in München – mitten in der Stadt – ein repräsentatives Studio mit mehr als einem Dutzend zertifizierter Lehrerinnen und haben damit Erfolg. Wir sehen aber, dass viele junge Leute unter 40 ihr Yoga-Glück zuerst in anderen Schulen suchen. Weil sie uns für „un-hip“ halten? Ich möchte mich für ein stimmigeres Bild der Praxis in der Öffentlichkeit einsetzen. Iyengar-Yoga ist für jeden.
Was glaubst du, warum du hier auf der Erde bist?
Um das Leben durch kreatives Handeln zu zelebrieren und die Evolution (das seelische Wachstum) in ganz kleinen Schritten voranzutreiben.
Wenn du dir eine Wiedergeburt aussuchen könntest, wer wärst du dann gerne in deinem nächsten Leben?
Einer, der in eine Welt hineingeboren wird, die mit ihm rechnet und ihm einen Platz bereithält.
Gibt es irgendjemanden oder irgendetwas, dem du nicht widerstehen kannst?
Die Frage wird meist so verstanden: Ob ich mir mal eine kleine oder große Sünde erlaube?
Im Negativen bin ich meist zu leicht für verstreute Informationen zu haben, Fakten und Details über Unerhebliches aus allen Wissensbereichen. Als Kind las ich gerne Lexika.
Im positiven, kreativen Moment bin ich aber manchmal entzückt, wenn ein neuer Yogaschüler oder eine neue Schülerin das erste Mal durch die Praxis im Unterricht erlebt, wie herrlich und erhaben das Leben sein kann. Ich identifiziere mich so mit diesem Erlebnis, mit dem Erleben von Freude und Dankbarkeit, die dadurch aufkommen, und fühle mit dem Schüler mit. Deswegen unterrichte ich auch gerne unsere Einführungsserie für ganz Neue. Manchmal passiert was …
Hast du ein persönliches Idol?
Josef Knecht in Hermann Hesses „Glasperlenspiel“.
Herzlichen Dank für das Interview!